Freude über gelungenen Auftakt

Die Gründerinnen des Projekts luden Nachfolgerinnen aus unterschiedlichen Generationen zur Diskussion in den „Schindlerhof“ nach Nürnberg

Für die Projektgründerinnen Kerstin Ott und Dr. Daniela Jäkel-Wurzer ist das Thema „Töchternachfolge“ eine Herzensangelegenheit. Ziel ihres Projektes „generation töchter“ ist es, Netzwerke zu schaffen und Erfahrungswissen zu bündeln, auf das die noch immer wenigen Nachfolgerinnen im konkreten Fall zurückgreifen können. Und sie wollen potenzielle Nachfolgerinnen ermutigen und ihnen im Nachfolgeprozess mit gutem Rat und Best-Practice-Beispielen zur Seite zu stehen.

Was macht den Erfolg von Nachfolgerinnen aus? Sind Töchter frei in ihrer Entscheidung, ein Familienunternehmen zu übernehmen? Bedeutet Nachfolgen auch, auf eigene Ziele und Träume zu verzichten? Und wie lässt sich eine Unternehmensführung mit der Familiengründung verbinden?

Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigte sich die Auftaktveranstaltung des Projekts am 12. November im Schindlerhof. Nicole Kobjoll, Inhaberin des Schindlerhofs und selbst Nachfolgerin, bereicherte den Austausch mit ihren ganz persönlichen Erfahrungen. Die anwesenden Unternehmerinnen sprachen offen über ihre persönliche Nachfolgesituation, über Herausforderungen und Erfolge, und erzählten, wie sie selbst die Weichen für die Zukunft stellen. Orientiert an einem für das Projekt entwickelten Fragenkatalog, wurden Themen rund um die weibliche Nachfolge besprochen. Die zum Teil auch kontroversen Diskussionen brachten erste spannende Erkenntnisse für das Projekt hervor.

Wie viel Freiheit bleibt?

Dass immer auch ein wenig Vorbestimmung und Verpflichtung in der Nachfolge mitschwingt, darüber waren sich die anwesenden Unternehmerinnen einig. Zumal bei keiner von ihnen die elterliche Entscheidung die so häufig beschriebene ‚Notlösung‘ war. Um den Nachwuchs auf den richtigen Weg zu bringen, wurde von den Eltern oftmals gezielte Vorbereitung betrieben. Vom abwechslungsreichen Ferienjob im eigenen Unternehmen und früher Eigenverantwortung in spannenden Projekten bis hin zum Sprachenaufenthalt im Ausland mit passender Berufsausbildung erging diese. Damit Engagement und Erfolg im eigenen Unternehmen am Ende passen, so der Tenor, sollte die Entscheidung für eine Nachfolge immer freiwillig und selbstbestimmt sein.

Stehen Töchter vor besonderen Herausforderungen in ihrer Herkunftsfamilie?

Dass Nachfolge Familienbeziehungen auf die Probe stellt, auch darüber wurde gesprochen. Kann man über Probleme offen reden? Sind Erwartungen und Regeln deutlich kommuniziert? Ist die Bereitschaft zur Übergabe vorhanden? Die Erfahrungen der anwesenden Unternehmerinnen zeigen, dass der Einfluss der Nachfolge auf die Familienbeziehungen wesentlich vom Ablauf der Übergabe abhängig ist. Gibt es im Unternehmen Konflikte, weiten diese sich schnell auf die Familienbeziehungen aus. Hier kommt der weiblichen Nachfolge tatsächlich eine besondere Bedeutung zu. Töchter besitzen im Gegensatz zu Söhnen im Übergabeprozess mehr Geduld, haben ein geringeres Differenzierungsbedürfnis und handeln daher eher auf das gemeinsame Interesse orientiert. Einig waren sich alle Nachfolgerinnen, dass ein solcher Prozess nicht ohne professionelle Begleitung ablaufen sollte. Zu groß seien die Chancen, die vergeben werden, wird der neutrale Blick von außen nicht genutzt.

Wissenschaftliche Studie und Intensivinterviews

Nach dem gelungenen Projektauftakt sollen die aus den ersten Gesprächen gewonnenen Erkenntnisse nun auf eine breitere empirische Basis gestellt werden. Dies ermöglicht Sandra Fischer von der FH Würzburg-Schweinfurt im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeit zum Thema. Bundesweit werden Anfang 2013 Nachfolgerinnen aufgerufen, den mit ihr entwickelten Fragebogen online auszufüllen und damit das Projekt „generation töchter“ zu unterstützen. Erkenntnisse über Besonderheiten der Töchternachfolge erwarten sich die Initiatorinnen aber auch aus Interviews, die sie in den kommenden Monaten mit einigen Nachfolgerinnen führen werden. Voraussichtlich Anfang 2014 werden die Ergebnisse des Projekts u.a. in Form eines Buches zur Verfügung stehen. „Wir hoffen, dass noch viele Unternehmerinnen ihre wertvollen Erfahrungen mit uns und anderen Nachfolgerinnen teilen werden“,  betonen Kerstin Ott und Dr. Daniela Jäkel-Wurzer nach dem gelungenen Projektauftakt.